mitternachtsschwärmer




3° plus, der schnee taut
zuviel bier stapft durch den schneematsch
ergraute wolken ziehen schnell
und ein trügerrisch warmer wind
weht um ohren, lippen, nase und hals.
worte aufschnappend hab ich mich
anlügen lassen. selbst schuld.
der winterwind trägt das bißchen selbstmitleid
irgendwohin. ein lächeln. selbstmitleid
und winterwind waren schon mal schärfer.
doch ständiger gebrauch stumpft ab.
3° plus, schleichend durch des friedhofs
pforten kommen mir ihre betrunkenen lippen
in den sinn und umnachtet küsse ich die
zehen eines meterhohen, in beton gegossenen
engels auf einem kindergrab.
ich betrachte das eingravierte bild
gehe weiter, träume von ihren rauschlippen
und erleichter mich
am stamm einer fichte.